Wer sich auch schon die Frage gestellt hat, was weiß eigentlich Google über mich?, dem möchte ich ein interessantes interaktives Projekt und eine Dokumentation empfehlen.
In „Made to Measure“ macht eine Künstler*innengruppe aus Berlin ein irrwitziges Experiment. Wenn ich es richtig verstanden habe, können wir alle von Google die Herausgabe der eigenen gespeicherten Daten fordern (nicht das Löschen), die wir dort lassen, wenn wir zum Beispiel googeln. Die Künstler*innen haben sich einen 5-Jahre-Datensatz einer Person – mit deren Erlaubnis – vorgenommen und den Charakter, das Aussehen, das Denken und die Gewohnheiten dieser Person rekonstruiert. Dann haben sie diese von einer Schauspielerin spielen lassen und sie schließlich mit der echten Person zusammengebracht. Die rekonstruierte Person wusste tatsächlich mehr über die echte Person als deren Freunde oder Familie – oder natürlich in manchen Fällen auch sie selbst – denn Algorithmen vergessen nicht.
Mehr über das experimentelle Projekt https://www.madetomeasure.online/de/About
Das umfassende Wissen, das Google über uns hat, ist problematisch, weil wir dadurch manipulierbarer und beeinflussbarer (influenced) werden. Werbung und Influencing können uns umso präziser manipulieren, je mehr sie über uns wissen. Und dann werden wir uns, wird sich unsere Persönlichkeit, tatsächlich in die Richtung entwickeln, die Marketingstrategen sich ausgedacht haben. Sicherlich, wir werden immer irgendwie beeinflusst und bestimmen nie ganz frei über unsere Entwicklungen und Entscheidungen, doch das umfassende Wissen von Google ist maßlos.
Solange es um die Kaufentscheidung eines Duschgels geht, mag das nicht schwerwiegend sein, wenn es aber um Lebensstil, politische Einstellungen oder Gesundheit geht, aber sehr.
Mehr dazu in der Doku „Made to measure“ in der ARD Mediathek.
Warnung: Beides regt auf jeden Fall das Denken an!